Petition und Positionspapier zur Notwendigkeit eines deutschlandweit gültigen hessischen 19-EUR-Bildungstickets
Hier geht es zur Petition: https://chng.it/SHDqFRtcmW
Wir halten die sofortige Einführung eines bundesweit gültigen Bildungstickets im ÖPNV in der Höhe von 19 EUR im Monat für Menschen, die sich auf dem Bildungsweg in Hessen befinden, für dringend notwendig.
Menschen, die sich auf dem Bildungsweg befinden, verzeichnen in der Regel spürbar niedrigere finanzielle Resso urcen im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerungsmehrheit. Dies wird durch Armutsgefährdungsquoten in aktuellen Studien veranschaulicht. Dennoch oder gerade deswegen sind insbesondere diese Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Dabei hegen besonders junge Menschen ein hohes Mobilitätsbedürfnis, um ihre Ausbildung, Berufliches sowie sozial-kulturelle Teilhabe bundesländerübergreifend zu vereinbaren. Auch im Sinne des Klimaschutzes und einer dringend erforderlichen Verkehrswende sollten junge Menschen möglichst gut an umweltfreundliche Transportmöglichkeiten herangeführt werden.
Zielgruppe des Tickets:
Das Bildungsticket sollen sich alle hessischen Studierenden, Auszubildenden, Freiwilligendienstleistenden, Schüler:innen, Studierenden an Abendschulen und sich auf sonstigen Bildungswegen wie Umschulungen befindliche Menschen oder Praktikant:innen leisten können. Dabei soll allen Schüler:innen das Ticket generell vom ersten Schuljahr bis zum Abitur unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus soll das Ticket bereits ab dem Kindergarten, der als Etappe frühkindlicher Bildung gilt, sowie Menschen in Behindertenwerkstätten kostenlos zur Verfügung stehen.
Finanzierung:
Nach dem Solidaritätsprinzip halten wir es für unumgänglich, dass die oben genannten Gruppen bei der Finanzierung des bundesweiten Bildungstickets für Hessen eine besondere staatliche Unterstützung erfahren müssen. Deshalb sollte das bundesweite Bildungsticket in Hessen vorrangig aus Landesmitteln finanziert werden. Der Bund sollte das Land bei der Finanzierung des Tickets jedoch unterstützen. Allerdings dürfen die Mittel für die Finanzierung des Tickets nicht aus den regulären Töpfen zur Bereitstellung der ÖPNV-Leistungen und zum Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur fließen.
Da das Land Hessen jetzt schon bei den verschiedenen bestehenden Bildungstickets große Finanzmittel aufbringt, würde eine Zusammenführung in ein Bildungsticket mit nur begrenztem zusätzlichem finanziellen Aufwand seitens des Staates umsetzbar sein.
Auszubildende, Studierende usw. würden dann, wie zurzeit auch, durch den Erwerb des Bildungstickets für 19 EUR ihrer solidarischen Verantwortung im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten nachkommen und somit zur Finanzierung des Bildungstickets beitragen.
Um diesen Menschen jedoch Planungssicherheit zu geben, muss eine Preisgarantie in Höhe von 19 EUR für mindestens 2 Jahre nach Einführung des Bildungstickets festgesetzt werden. Anschließende Preiserhöhungen müssen von den anderen Ticketerhöhungen, wie vermutlich auch bald beim Deutschlandticket, entkoppelt sein. Darüber hinaus muss das Bildungsticket nicht nur in einer online Version angeboten werden. Die Zielgruppe des Bildungstickets ist durch die enormen Preiserhöhungen in anderen Bereichen schon viel zu stark belastet!
ÖPNV-Angebot:
Das Bildungsticket hat allerdings ohne ein gutes ÖPNV-Angebot und eine gute Infrastruktur einen geringen Wert. Um alle Menschen auf ihrem Bildungsweg mit dem Ticket zu erreichen, muss dafür ein flächendeckendes und zuverlässiges ÖPNV-Angebot vor allem in zur Zeit oft infrastrukturschwachen ländlichen Regionen gegeben sein.
In diesem Sinne fordern wir Folgendes für den ÖPNV in Hessen:
- Den Ausbau des ÖPNV im ländlichen Raum durch flächendeckende Schienen- und Busnetze mit mindestens stündlicher Bedienung aller Orte von 4:00 bis 1:00 Uhr (am Folgetag).
- Alle hessischen Mittelzentren sollen in einem Takt von mindestens 30 Minuten angebunden werden. Zudem soll ein Hessentakt als integraler Taktfahrplan im Schienenpersonennahverkehr geschaffen werden, welcher gut mit dem Busverkehr und On-Demand-Mobilität verknüpft ist.
- Die Erweiterung der Kapazitäten an überlasteten Schienenkorridoren, Reaktivierungen stillgelegter Bahnstrecken und weitgehende Elektrifizierung bisheriger Strecken mit fossilen Antrieben muss umgehend in Angriff genommen werden. Zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV gegenüber dem Individualverkehr müssen die Reisezeiten beschleunigt und Eisenbahnstrecken begradigt werden.
Der ÖPNV ist eine öffentliche Aufgabe. Deswegen sollen die Bevölkerung und die Fachverbände mehr Mitwirkungsmöglichkeiten durch die Einrichtung eines „Landesfahrgäst:innenbeirates“ beim zuständigen Ministerium bekommen.
Langfristiges Ziel sozialer Mobilität:
Die Verwirklichung des Bildungstickets in der Höhe von 19 EUR wäre ein Meilenstein. Langfristig soll das Bildungsticket aber der gesamten Zielgruppe als Solidarleistung kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Deshalb fordern wir Sie hiermit auf, diesem überbürokratisierten Ticket-Irrsinn mit der Schaffung eines Bildungstickets ein Ende zu bereiten und die Rahmenbedingungen für eine gute Verkehrswende bei ÖPNV, Infrastruktur und Taktung zu schaffen.
- Positionspapier zur Notwendigkeit eines deutschlandweit gültigen hessischen 19-EUR-Bildungstickets (pdf)
Dieses Positionspapier wird getragen von der LAK Hessen, der Landesschüler*innenvertretung Hessen und dem Fahrgastverband Pro Bahn (Landesverband Hessen) und unterstützt von allen hessischen ASten der Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, viele Gewerkschaften und Bündnissen zum Bereich Verkehr.
Ab Montag, dem 4.09.2023 startet auch eine Online-Petition zur Forderung eines gerechten Bildungstickets.